Aussagesätze
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Alle Aussagesätze werden in der oratio obliqua zu aci, also auch
potentiale und irreale Aussagen. Im Deutschen ist daher die Wahl des richtigen Konjunktivs beachten:
[Dīxit: – Er sagte:]
Sē puellās laudāvisse. – Er habe die Mädchen gelobt. Sē puellās laudāre. – Er lobe die Mädchen. Sē puellās laudātūrum esse. – Er werde die Mädchen loben. aber potential:
Aliquem puellās laudāre. – Jemand könnte vielleicht die Mädchen loben. Irreale Aussagen (sowohl der Gegenwart wie auch der Vergangenheit) werden
mit dem Infinitiv Perfekt der coniugatio periphrastica gebildet:
Sē puellās laudātūrum fuisse, sī discerent. – Er würde die Mädchen loben, wenn sie lernten.
Sē puellās laudātūrum fuisse, sī didicissent. – Er hätte die M. gelobt, wenn sie gelernt hätten. |
Aufforderungen
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Alle Arten von Aufforderungen und Bitten werden in der oratio obliqua mit dem Konjunktiv
ausgedrückt, und zwar je nach übergeordnetem Tempus im Konjunktiv Präsens oder
Imperfekt. Die Verneinung ist nē. Im Deutschen greift man meistens auf Modalverben zurück:
[Dīcit: – Er sagt:]
(Nē) puellās laudēs. – Du mögest / sollest die Mädchen (nicht) loben. [Dīxit: – Er sagte:]
(Nē) puellās laudārēs. – Du mögest / sollest die Mädchen (nicht) loben. |
Fragesätze |
Im Gegensatz zur Schriftsprache neigt vor allem die gesprochenen Sprache dazu, viele Aussagen
oder Aufforderungen als rhetorische Fragen zu formulieren. Diese findet man daher sehr oft auch in der
indirekten Rede.
Rhetorische Fragen, die eigentlich eine Aussage enthalten, werden wie diese als aci konstruiert: Nōnne sē puellās laudāvisse? – Habe er die Mädchen etwa nicht gelobt?
Quem sē laudāre posse nisī puellās? – Wen könne er loben wenn nicht die Mädchen? Rhetorische Fragen, die eigentlich eine Aufforderung enthalten, stehen im Konjunktiv:
Cūr tam rārō puellās laudēmus / laudārēmus?
– Warum lobten wir die Mädchen so selten? (= Wir sollten die Mädchen nicht so selten loben!)
Potentiale oder deliberative Fragen, die auch in direkter Rede im Konjunktiv stehen,
bleiben im Konjunktiv. Bei einem übergeordneten Tempus der Vergangenheit kommt es jedoch zu Tempusverschiebungen
vom Konjunktiv Präsens zum Konjunktiv Imperfekt:
Quem laudāret? – Wen solle er loben? / Wen hätte er loben sollen?
Quis crēderet puellās umquam laudārī? – Wer hätte glauben können, dass die Mädchen jemals gelobt würden? Echte Fragen sind auch in der oratio obliqua indirekte Fragen und werden
daher als solche behandelt. Sie stehen im Konjunktiv:
[Dīcit / dīxit: – Er sagt / sagte:]
Quis puellās laudāverit / laudāvisset? – Wer habe die Mädchen gelobt? Quis puellās laudet / laudāret? – Wer lobe die Mädchen? Quis puellās laudātūrus sit / esset? – Wer werde die Mädchen loben? |
Nebensätze |
Alle Nebensätze, die in der oratio obliqua zur Rede des Sprechenden gehören, werden
zumindest im klassischen Latein im Konjunktiv wiedergegeben. Es gelten die Regeln der consecutio temporum.
Ist die indirekte Rede also von einem Tempus der Vergangenheit abhängig, werden vor allem Konjunktiv Imperfekt
und Plusquamperfekt verwendet. Dies gilt auch für die Temporalsätze mit postquam etc., die ansonsten
mit dem absoluten Pefekt oder Präsens gebildet werden:
[Dīxit: – Er sagte:]
Sē puellās laudāvisse, quod didicissent. – Er habe die M. gelobt, weil sie gelernt hätten. Sē puellās laudāre, quō māiōre studiō discerent. – Er lobe die Mädchen, damit sie mit um so größerem Eifer lernten. Sē puellās laudātūrum esse, ubī didicissent. – Er werde die Mädchen loben, sobald sie gelernt hätten. Vor- und nachklassisch sowie in der Umgangssprache findet man anstelle des
Konjunktivs auch den Indikativ. Ansonsten verweisen indikativische Nebensätze eher auf erläuternde
Zusatzbemerkungen des Autors oder allgemeingültige Aussagen:
Sē puellās, quod aequum erat, laudāvisse – Er habe die M., was angemessen war, gelobt.
Sē puellās, in quibus etiam Paula erat, laudāvisse – Er habe die Mädchen, unter denen auch Paula war, gelobt. |