ubī(cumque),
quō(cumque) unde(cumque) ... |
Die lokalen Konjunktionen wo, wohin, von wo sehen zwar aus wie Fragewörter, doch
unterscheiden sich lokale Adverbialsätze vornehmlich durch ihre adverbiale Funktion von den indirekten
Fragesätzen, die als Subjekt- und Objektsätze fungieren. Lokale Adverbialsätze stehen den
Relativsätzen näher. Wie Relativsätze lehnen sie sich oft an entsprechende Orts- oder
Richtungsangaben im Hauptsatz an, und auch der Gebrauch der Tempora und Modi stimmt mit dem in Realtivsätzen
überein.
Ubī bene (est), ibī patria (est)! – Dort, wo es dir gut geht, ist deine Heimat.
Quōcumque spectāvērunt, puellās pulchrās vīsērunt. – Wohin auch immer sie schauten, sahen sie hübsche Mädchen. Illinc, unde tū vēnistī, iam multī vēnērunt. – Von dort, von wo du gekommen bist, sind schon viele andere gekommen. |
cum (mit Ind.)
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cum temporale: zur Angabe des genauen Zeitpunkt der einmaligen, übergeordneten
Handlung. Im cum-Satz können alle Tempora stehen. Im Hauptsatz steht meistens ein korrelierender
Zeitbegriff wie nunc, tum, ōlim etc. (damals, als).
Eō tempore, cum Nerō imperāvit, Rōma māgnō incendiō
dēlēta est. – Zur der Zeit, als Nero herrschte, wurde Rom von einem großen Brand zerstört.
Bei der Erläuterung von Zeitbegriffen, die im Hauptsatz keine adverbiale Funktion haben,
ist noch deutlich der Ursprung von cum aus einem erstarrten Relativpronomen (quom) erkennbar.
Illud tempus fuit, cum Rōmam vēnī. – Es war jene Zeit, als / in der ich nach Rom kam.
Decimus annus est, cum Rōmae vīvō. – Es ist das zehnte Jahr, seitdem ich nun in Rom lebe. (= Seit zehn Jahren lebe ich nun in Rom). cum iterativum: bei wiederholten Handlungen (jedesmal wenn). Geht der cum-Satz dem
Hauptsatz voran, wird die darin enthaltene Handlung häufig vorzeitig aufgefasst und im Ind. Perf. oder Plqpf.
formuliert, während wir sie im Deutschen eher als gleichzeitig auffassen. Die Gleichzeitigkeit der
Vergangenheit kann aber auch durch den Ind. Imperf. ausgedrückt werden, in nachklassischer Zeit auch durch
den Konj. Imperf.
Ille cum cantāverat (oder: cantābant), cēterī fugiēbant.
– Jedesmal wenn jener sang, flohen die übrigen.
cum inversum: zur Einleitung der eigentlichen Haupthandlung, während der
vorhergehende Hauptsatz die unbedeutendere Hintergrundhandlung enthält. Die Wirkung wird oft verstärkt
durch Zusätze wie subitō oder repente (als plötzlich).
Domum intrāverat, cum (subitō) mātrem aspēxit. – Er hatte gerade das
Haus betreten, als er plötzlich seine Mutter sah.
cum explicativum / identicum / coincidens: bei Handlungen, die nicht nur zeitlich, sondern
auch sachlich mit der Haupthandlung zusammenfallen (dadurch, dass; indem; wenn).
Der cum-Satz steht gewöhnlich im Indikativ und in strenger Gleichzeitigkeit zur Haupthandlung. Cum hoc dīxit, sē ipse accūsāvit. – Indem er dies sagte, klagte er sich
selbst an.
Ebenfalls in eine eher modale als temporale Richtung verweisen konjunktivische Wendungen wie
cum dīceret / negāret etc. im Anschluss an eine Haupthandlung der Vergangenheit sowie (meist
indikativische) cum-Sätze, die mit cum intereā, cum interim o.ä. eingeleitet werden. Anders als
beim cum concidens enthalten derartige cum-Sätze keine innere Erläuterung der Haupthandlung (indem),
sondern beschreiben nur äußere Begleitumstände der Haupthandlung (wobei).
Praemia distribuit, cum dīceret ... – Er verteilte Belohnungen, wobei er sagte ...
Praemia distribuit, cum interā dīxit ... – Er verteilte Belohnungen, wobei er sagte ... |
cum (mit Konj.)
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cum historicum / narrativum: sowohl für vorzeitige (als, nachdem) als auch
gleichzeitige Nebenhandlungen (als, während) zu Erzählungen in der Vergangenheit. Es steht daher nur
mit dem Konj. Imperf. u. Plqpf. Nachgestellte cum-Sätze können auch erläuternde Funktion haben
(wobei).
Magister cum puerōs laudāvisset, praemia distribuit. – Als / nachdem der Lehrer
die Jungen gelobt hatte, verteilte er Belohnungen.
Puerī cum laudārentur, rīsērunt. – Als / während die Jungen gelobt wurden, lachten sie. Diū magistrum audīvērunt, cum aliī gaudērent, aliī pavērent. – Lange hörten sie dem Lehrer zu, wobei sich die einen freuten, die anderen ängstigten. cum causale (weil): wenn Haupt- und Nebenhandlung nicht
bloß in einem temporalen, sondern auch sachlogischen Zusammenhang stehen, lässt sich cum auch kausal
übersetzen. Als Verstärkung können quippe und praesertim hinzutreten (siehe unten).
Puerī cum laudārentur, rīsērunt. – Weil die Jungen gelobt
wurden, lachten sie.
cum concessivum (obwohl): auch ohne nachfolgendes tamen ist
das Widersprüchliche der beiden Aussagen meistens leicht zu erkennen.
Marcus cum vituperātus sit, (tamen) rīdet. – Obwohl M. getadelt worden ist, lacht
er dennoch.
cum adversativum (während): bei Handlungen, die nicht nur gleichzeitg ablaufen,
sondern auch einen inhaltiichen Gegensatz aufweisen.
Cum Marcus rīdeat, Gāius flet. – Während Marcus lacht, weint Gaius.
Das Tempus konjunktivischer cum-Sätze richtet sich streng nach der
consecutio temporum.
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postquam
posteāquam |
In der Bedeutung nachdem steht postquam bzw. posteāquam gewöhnlich bei
einmaligen Handlungen und wird dann mit dem absolutem Indikativ Perfekt konstruiert. Gelegentlich findet
man posteā und quam auch getrennt im Satz.
Marcus postquam laudātus est, rīdet. – Nachdem Marcus gelobt worden ist,
lacht er.
Marcus posteā rīsit, quam laudātus est. – Marcus lachte, nachdem der gelobt worden war. Bei durativem Aspekt steht gelegentlich auch der Ind. Imperf., bei resultativem Aspekt
gelegentlich auch der Ind. Plqpf. Ebenfalls eher selten wird postquam in der Bedeutung seitdem verwendet.
Es wird dann mit dem Ind. Präs. oder Imperf. konstruiert.
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cum prīmum
ubī (prīmum) ut (prīmum) simul(ac/atque) quotiēns |
In der Bedeutung sobald / als werden all diese Konjunktionen bei einmaliger Handlung
ähnlich wie postquam mit dem absolutem Indikativ Perfekt konstruiert.
Ubī / ut / cum prīmum / simul ac Caesar interfectus est, omnēs senātōrēs
fūgērunt. – Sobald Caesar ermordet worden war, flohen alle Senatoren.
ubī und simulac können wie quotiēns auch in der Bedeutung sobald / sooft
bei wiederholten Handlungen stehen. Sie werden dann mit bezogenem Tempus der Vorzeitigkeit konstruiert, also
entweder mit Ind. Perf., Plqpf. oder Fut. II. Im Deutschen bevorzugen wir die Gleichzeitigkeit.
Ubī puer librum lēgit, magister rīdet. – Sooft der Junge ein Buch liest, lächelt der Lehrer.
Simulac puer librum lēgerat, magister rīdēbat. – Sooft der J. ein Buch las, lächelte der Lehrer. Quotiēns puer librum lēgerit, magister rīdēbit. – Sooft der J. ein Buch liest, wird der Lehrer lächeln. |
dum
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Wenn die mit dum eingeleitete Nebenhandlung länger andauert und die Hauptsatzhandlung
umrahmt, steht ein mit dum (während) eingeleiteter Nebenatz im absoluten Indikativ Präsens.
Dum Rōmae sum, semel lautus sum. – Während ich in Rom war, habe ich
nur einmal gebadet.
Bei gleichlanger Dauer von Haupt- und Nebenhandlung steht ein mit dum (solange als)
eingeleiteter Nebensatz in strenger Gleichzeitigkeit zur Haupthandlung:
Dum tū mē adiūverās, egō quoque tē adiūveram. – Solange
du mir geholfen hattest, hatte ich auch dir geholfen.
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dum
dōnec quoad |
Wenn die Nebensatzhandlung die Hauptsatzhandlung rein zeitlich ablöst, steht ein mit dum,
dōnec oder quoad (solange bis) eingeleiteter Nebensatz im Indikativ Perfekt oder Futur II, eher selten
im Ind. Präsens.
Natāvit, dōnec vīrēs eum dēfēcērunt. – Er schwamm (solange),
bis ihn die Kräfte verließen.
Natābit, quoad vīrēs eum dēfēcerint. – Er wird solange schwimmen, bis ihn die Kräfte verlassen. Bei finalem Nebensinn steht ein mit dum oder quod, vor- und nachklassich auch mit dōnec
(damit unterdessen; bis) eingeleiteter Nebensatz im Konjunktiv Präsens oder Imperfekt.
Exspectāvimus, dum adessēs. – Wir warteten, bis du da warst.
Exspectāmus / exspectābimus, dum adsīs. – Wir warteten / werden werden, bis du da bist. |
antequam
priusquam |
Die mit antequam oder priusquam (bevor) eingeleiteten Nebenhandlungen folgen zeitlich der
Haupthandlung. Steht die Handlung im Indikativ, wird bei punktuellen Handlungen der Indikativ Präsens oder
Perfekt vewendet, bei vollendeten Handlungen der Indikativ Perfekt oder Futur II. Die Bestandteile ante bzw.
prius werden häufig in den Hauptsatz hineingezogen.
Ante lavābor, quam edō. – Ich werde baden, bevor ich esse.
Diū tacuit, priusquam locūtus est. – Er schwieg lange, bevor er sprach. Häufig wird jedoch auch bei wirklich Geschehenem der Konjunktiv verwendet, wobei man neben
dem Konj.Präsens und Imperfekt auch den Konj. Plqpf. findet. Unbedingt notwendig ist der Konjunktiv bei
finalem oder potentialem Nebensinn.
Trēs hōrās quaesīvit, antequam librum reperīret. – Er suchte drei
Stunden lang, bevor er das Buch fand (= um es zu finden).
Tibī prius labōrāndum erit, quam edās. – Du wirst arbeiten müssen, bevor du essen kannst. |
quandō(que)
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Quando wird als temporale Konjunktion (als, wenn) im klassichen Latein eher selten
verwendet. Es steht stets mit dem Indikativ, entweder bei wiederholten Handlungen (ähnlich auch quandoque:
sooft) oder als Angabe einer konkreten Zeit.
Quandō(que) ēsuriō, intestīna mea crepitant. – Wenn ich Hunger habe,
knurrt mein Magen.
Patrem āmīsī tum, quandō māgnum incendium Rōmam dēlēvit. – Ich habe meinen Vater verloren, damals als der große Brand Rom zerstörte. |
quod
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Im faktischen quod (dass; die Tatsache, dass) wird
deutlich, dass die Konjunktion auf einem Akkusativ der Beziehung zurückgeht. Man findet es
a) nach Ausdrücken, die ein Ereignis als gut oder schlecht einstufen:
Opportunē accidit, quod ades. – Es trifft sich günstig, dass du da bist.
Male facis, quod amīcīs maledīcis. – Du tust schlecht daran, über deine Freunde zu lästern. b) als Erläuterung zu einem vorausgehendem Demonstrativum:
In hōc ūnō errāvī, quod tē amīcum putāvī. –
Nur in dieser einen Sache habe ich mich geirrt, dass ich dich für meinen Freund gehalten habe.
c) zur Darlegung eines Sachverhalts, der im nachfolgenden Hauptsatz kommentiert wird (was das
betrifft, dass):
Quod tē amīcum putāvī, errāvisse videor. – Was das angeht, dass
ich dich für meinen Freund gehalten habe, so scheine ich mich geirrt zu haben.
d) als Objektsatz nach Verben des Lobens, Tadeln, Anklagens und Verurteilens, ferner anstelle
eines aci auch nach anderen Verben der Gemütsäußerung (darüber dass). Anstelle des Indikativs
kann hier auch der oblique Konjunktiv stehen:
Laudō / vituperō / gaudeō , quod ades. – Ich lobe / tadele / freue mich,
dass du da bist.
Marcum accūsāvit, quod prīdiē lūdō nōn interfuisset. – Er klagte Marcus an, dass er am Tag zuvor nicht am Unterricht teilgenommen habe. |
Das kausale quod (weil) steht meistens mit dem Indikativ, gelegentlich aber auch mit dem
obliquen Konjunktiv. Geht der Hauptsatz voraus, findet man dort zuweilen vorausweisende Demonstrativa wie
proptereā oder ob eam causam (deswegen).
Marcus tē vīsitāre (proptereā) nōn potest, quod aegrōtus est.
– Marcus kann dich (deswegen) nicht besuchen, weil er krank ist.
Mit nōn quod wird eine Begründung als nicht zutreffend bezeichnet (nicht etwa
weil; nicht als ob). Sie steht als bloße Annnahme im Konjunktiv. Der oft nachfolgende wirkliche Grund steht
im Indikativ.
Marcus abest, nōn quod piger sit, sed quod aegrōtus est. – Marcus
ist abwesend, nicht etwa weil er faul wäre, sondern weil er krank ist.
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quia
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Ebenso wie das kausale quod bezeichnet quia den tatsächlichen Grund (deshalb weil)
und steht gewöhnlich mit dem Indikativ.
Marcus abest, quia aegrōtus est. – Marcus ist nicht da, weil er krank ist.
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quoniam
quandōquidem sīquidem |
Ein offensichtlicher Grund wird meistens mit quoniam eingeleitet (da ja). Alternativ
sind auch quando bzw. quandōquidem (da nun einmal) und sīquidem (da ja) möglich, die
ursprünglich temporale bzw. konditionale Konjunktionen darstellen. Sie alle stehen gewöhnlich mit dem
Indikativ, gelegentlich auch mit dem obliquen Konjunktiv.
Quoniam vīta tam brevis est, eā fruāmur! – Da das Leben doch so kurz ist,
lasst es uns genießen!
Discere vestrum est, quandōquidem / sīquidem discipulī estis. – Eure Aufgabe ist es zu lernen, da ihr nun einmal Schüler seid. |
(praesertim) cum
(quippe) cum |
Mit cum mit Konjunktiv (weil) lassen sich sachlogische Zusammenhänge herstellen.
Als Verstärkung können quippe und praesertim hinzutreten (zumal da).
Tē mihī adfutūrum esse spērō, praesertim / quippe cum frātrēs
sīmus. – Ich hoffe, dass du mir helfen wirst, zumal da wir doch Brüder sind.
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quippe quī
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Mit dem Zusatz quippe lässt sich auch in konjunktivischen Relativsätzen der
kausale Nebensinn hervorheben (der ja, da er ja).
Certē Marcus mihī aderit, quippe quī frāter meus sit. – Gewiss wird
Marcus mir helfen, da er ja mein Brüder ist.
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quamquam
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Da quamquam (obwohl, obgleich) ursprünglich nur real vorhandene Gegengründe einleitete,
wird es klassisch stets mit Indikativ konstruiert. Gelegentlich wird es auch zur Einleitung eines
korrigierenden Hauptsatzes verwendet (gleichwohl).
Laudandus est, quamquam nōn vīcit. – Er muss gelobt werden, obwohl er nicht
gesiegt hat.
Laudandus est. Quamquam nōn semper vīcit. – Er muss gelobt werden. Gleichwohl hat er nicht immer gesiegt. |
quamvīs
licet ut cum |
Stets mit Konjunktiv und daher eher bei angenommenen Gegengründen stehen
quamvīs (wie sehr auch, wenn auch noch so sehr), licet (mag auch), das konzessive ut (gesetzt dass, selbst
wenn) und das konzessive cum (obgleich, während doch).
Quamvīs ab aliīs laudētur; equidem eum laudandum nōn putō. – Wie
sehr er auch von anderen gelobt werden mag, ich halte ihn nicht für lobenswert.
Licet nōn semper vīcerit, laudandus est. – Mag er auch nicht immer gesiegt haben, so muss er dennoch gelobt werden. Ut nōn vincat, laudandus erit. – Selbst wenn er nicht siegen sollte, wird man ihn loben müssen. Cum nōn vīcerit, tamen laudandus est. – Obgleich er nicht gesiegt hat, muss er dennoch gelobt werden. |
etiamsī
etsī tam(en)etsī |
Als ursprünglich konditionale Konjunktionen können etiamsī, etsī und
tam(en)etsī (auch wenn, selbst wenn, obgleich) mit Indikativ oder Konjunktiv konstruiert werden, je
nachdem, ob die Einräumung real, potential oder irreal aufgefasst wird. Ähnlich wie quamquam können
sie auch korrigierende Hauptsätze einleiten.
Etsī / tamenetsī nōn vīcit, laudandus est. – Auch wenn er nicht gesiegt
hat, muss er gelobt werden.
Etiamsī nōn vīcerit, laudandus sit. – Selbst wenn er nicht gesiegt haben sollte, müsste er gelobt werden. Etiamsī nōn vīcisset, landandus esset. – Selbst wenn er nicht gesiegt hätte, müsste er gelobt werden. |
ut
nē |
Entstanden aus einer Wunschpartikel, leitet ut (dass) als unterordnende Konjunktion sehr oft
abhängige Begehrssätze ein nach Verben des Wünschens, Verlangens und Veranlassens. Die
Verneinung ist nē (dass nicht). Wird die Verneinung fortgesetzt, wird nicht neque, sondern nēve
(und dass nicht) verwendet.
Optāvit, ut amīcī sē vīsitārent. – Er wünschte sich,
dass seine Freunde ihn besuchen kämen.
Nōs addūxit, ut poetae audīrēmus. – Er veranlasste uns, dem Dichter zuzuhören. Postulat, nē moveātis nēve loquāminī. – Er verlangt, dass ihr euch nicht bewegt und nicht sprecht. Da der abhängige Begehrssatz ursprünglich eine selbständige Aussage darstellte,
verkehren sich nach den Verben des Fürchtens und Hinderns die Verneinungsverhältnisse in ihr
Gegenteil. Das, was man fürchtet, ist das, was man nicht wünscht, und wird daher mit nē
(dass) eingeleitet. Was man dagegen wünscht, aber wovon man fürchtet, dass es nicht eintritt, wird mit
ut (dass nicht) eingeleitet.
Timeō, nē adsit. – Ich fürchte, dass er da ist. (= Möge er doch nicht da sein!)
Timeō, ut adsit. – Ich fürchte, dass er nicht da ist. (= Möge er doch da sein!) Impedīvī, nē adesset. – Ich hinderte ihn daran da zu sein. (= Möge er nicht da gewesen sein!) Als Einleitung zu finalen Adverbialsätzen können ut (damit, um zu) und nē
nach beliebigen Verben stehen.
Graeciam missus sum, ut linguam Graecam discerem. – Ich wurde nach Griechenland geschickt,
um Griechisch zu lernen.
Aquam afferō, nē sitīs. – Ich bringe Wasser, damit du nicht dürstest. Manche Verben können sowohl mit Infinitiv (bzw. aci) als auch mit ut-Satz konstruiert
werden, haben dann allerdings oft unterschiedliche Bedeutung, z.B.:
monēre + Inf. – erinnern, aber monēre ut – ermahnen
persuādēre + Inf. – überzeugen, aber persuādēre ut – überreden vidēre + Inf. – sehen, aber vidēre ut – zusehen, sorgen für timēre + Inf. – sich scheuen, aber timēre nē fürchten |
quōminus
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Nach Verben des Hinderns kann statt nē auch quōminus (dass) stehen.
Impedīvī, quōminus adesset. – Ich hinderte ihn daran da zu sein.
Recūsat, quōminus mihī adsit. – Er weigert sich, mir zu helfen. |
ut
ut nōn |
Im Gegensatz zu Finalsätzen werden Konsekutivsätze mit
nōn verneint. Die geringere inhaltliche Abhängigkeit vom übergeordneten Satz zeigt sich auch im
Tempus, das sich zwar oft nach den Regeln der Zeitenfolge richtet, aber auch selbständig sein kann.
Konsekutives ut findet man oft nach Verben des Geschehens und Folgens:
Ex eō sequitur, ut terra globus sit. – Daraus folgt, dass die Erde eine Kugel ist.
Reliquum fuit, ut grātiam ageret. – Es blieb ihm noch sich zu bedanken. Mihī contigit, ut nōn rīdērem. – Es gelang mir nicht zu lachen. Nach demonstrativen Beziehungswörtern im übergeordneten Satz:
Tam pulchra fuit, ut verbīs exprimere nōn possim. – Sie war so schön, dass
ich es mit Worten nicht ausdrücken kann.
Id erat tempus, ut cōnsūlēs creārentur. – Dies war die Zeit, in der die Konsuln gewählt wurden. Gelegentlich in vollständigen Vergleichssätzen nach Komparativen mit quam,
doch kann das ut auch fehlen:
Pulchrior est quam (ut) verbīs exprimere possim. – Sie ist schöner, als (dass)
ich (es) mit Worten ausdrücken könnte.
Ohne jegliches Beziehungswort im übergeordneten Satz:
Nōn adfuistī, ut sine tē ludere inciperēmus. – Du warst nicht da,
sodass wir ohne dich angefangen haben zu spielen.
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quīn
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Genau genommen ist quīn keine konsekutive Konjunktion, sondern vom Ursprung her der
Ablativ des Frage- bzw. Relativpronomens mit der Verneinunspartikel -ne. In dieser Form dient es daher auch zur
Einleitung direkter Fragesätze (warum nicht?).
Quīn mihī crēdis? – Warum glaubst du mir nicht?
Quīn hoc faciam? – Warum sollte ich dies tun? |
Nach verneinten Aussagen entwickelten sich derartige
Fragesätze zu inhaltich abhängigen Subjekt- und Objektsätzen, die im Konjunktiv stehen und
sich streng nach den Regeln der konjunktivischen Zeitenfolge richten. Bei der Übersetzung ist besonders darauf zu achten,
ob die in quīn enthaltene Verneinung mitzuübersetzen ist oder nicht.
Nach verneinten Ausdrücken des Zweifelns und nach verneinten Ausdrücken des Hinderns
und Widerstrebens wird die in quīn enthaltene Verneinung nicht mitübersetzt (dass). Dabei werden die
Adverbien vix und aegrē wie Negationen behandelt.
Nōn dubitō, quīn litterās meās accēperīs. – Ich zweifele
nicht daran, dass du meinen Brief erhalten hast. (= Warum solltest du meinen Brief
nicht erhalten haben? Ich habe keinen Zweifel daran.)
Aegrē retentus est, quīn plūs potāret. – Nur mit Mühe wurde er davon abgehalten, noch mehr zu trinken. Nōn recūsāvit, quīn mihī audīret. – Er weigerte sich nicht, mir zuzuhören. Nach anderen verneinten Ausdrücken wird die in quīn enthaltene Verneinung mitübersetzt
(sodass nicht, ohne dass).
Fierī nōn potest, quīn eam vīderis. – Es kann nicht sein, dass du sie
nicht gesehen hast.
(= Warum hast du sie nicht gesehen? Das kann doch gar nicht sein.) |
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Auch in Relativsätzen mit konsekutivem Nebensinn, deren übergeordente Aussage
verneint ist, wird quīn anstelle von quō nōn verwendet. Dabei ist die Verneinung in quīn
gewöhnlich mitzuübersetzen:
Nūllus locus esse vidētur, quīn mihī obviam veniās. – Es scheint
keinen Ort zu geben, an dem du mir nicht über den Weg läufst.
Nach nēmō est bzw. nihil est steht quīn sogar für den Nominativ quī
nōn, quae nōn, quod nōn.
Nēmō est, quīn hoc sciat. – Es gibt niemanden, der dies nicht wüsste. / Jeder weiß das.
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sī
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Im Lateinischen werden drei Arten von Bedingungsgefügen
unterschieden:
Beim realen bzw. indefiniten Bedingungsgefüge lässt der Sprecher offen,
ob der angenommene Fall tatsächlich eintritt (bzw. eingetreten ist). Da der Fall real eintreten kann, stehen
Bedingungs- und Folgesatz im Indikativ. Da sich die meisten Annahmen auf zuküftige Ereignisse beziehen,
finden wir im Bedingungsatz oft das Futur II.
Sī librum invēnerō, tibī dābō. – Wenn ich das Buch finde
(wörtlich: gefunden haben werde), werde ich es dir geben.
Beim Potentialis geht der Sprecher von einem möglichen Fall aus. Wir finden solche
Bedingungsgefüge oft bei fingierten Beispielen. Bedingungs- und Folgesatz stehen im Konjunktiv Präsens
oder Perfekt.
Quid faciās, sī librum nōn invēnerim? – Was würdest du wohl tun,
falls ich das Buch nicht finden sollte?
Beim Irrealis geht der Sprecher von einem hypothetischen Fall aus, der im Widerspruch zur Wirklichkeit
steht. Viel häufiger als beim Realis oder Irrealis beziehen sich solche Annahmen auf die Vergangenheit.
Bedingungs- und Folgesatz stehen im Konjunktiv Imperfekt und Plusquamperfekt.
Sī librum invēnissem, tibī darem / dedissem. – Wenn ich das Buch gefunden
hätte, würde ich es dir geben / hätte ich es dir gegeben.
Zum irrealen Bedingungsgefüge innerhalb eines aci siehe Kapitel 4.7.
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Gelegentlich wird sī (oh wenn doch) auch zur Einleitung von Wunschsätzen
verwendet.
Ō sī librum inveniat! – Oh wenn er doch endlich das Buch findet!
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Nach den Verben des Wartens und Versuchens leitet sī Objektsätze ein, die
wie indirekte Fragen behandelt werden, also im Konjunktiv stehen. Die Nachzeitigkeit wird jedoch nicht
ausgedrückt.
Exspectābam, sī librum invenīret. – Ich wartete ab, ob er wohl das Buch
finden würde.
Experiuntur, sī librum inveniant. – Sie versuchen das Buch zu finden. |
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sīve ... sīve
seu ... seu sīn (autem) sī(n) minus sīn aliter |
Mit sī eingeleitete Bedingungssätze können mit sī bzw. seu (oder wenn)
fortgesetzt werden. Bei alternativen Bedingungen findet man jedoch häufiger sīve ... sīve
bzw. seu ...seu (sei es dass ... oder dass). Die so eingeleiteten Bedingungsgefüge stehen stets mit dem
Indikativ.
Librum invenīre nōn possum, sīve mē adhortāris, sīve mihī
mināris. – Ich kann das Buch nicht finden, sei es dass du mich ermunterst, sei es dass du mir drohst.
Mit sīn oder häufiger sīn autem (wenn aber) wird eine affirmative (also nicht verneinte!)
entgegengesetzte Bedingung eingeleitet. Soll der Gegensatz nur als Verneinung der ersten Bedingung ohne
Verb angefügt werden, verwendet man sī(n) minus oder sīn aliter (wenn nicht), selten auch
sī nōn oder sīn secus.
Sī librum nōn invēneris, tē vituperābō. Sīn invēneris,
tē laudābō – Wenn du das Buch nicht findest, werde ich dich tadeln. Wenn du es aber findest,
werde ich dich loben.
Sī librum invēneris, tē laudābō. Sī minus, tē vituperābō – Wenn du das Buch findest, werde ich dich loben. Wenn nicht, werde ich dich tadeln. |
sī nōn
nisī nī nisī forte / vērō |
Die Verneinung von Bedingungssätzen erfolgt
gewöhnlich entweder durch sī nōn (wenn nicht) oder nisī (außer wenn). Letzteres
schränkt eher die Gültigkeit des Folgesatzes ein, während sī nōn eher einzelne Satzteile
oder die gesamte Aussage des Bedingungssatzes verneint. In der Praxis ist dieser Unterschied jedoch nicht immer
sichtbar. Beide Konjunktionen können auch durch nī ersetzt werden.
In realen Bedingungsgefüge wird nisī gelegentlich durch Zusätze verstärkt zu
nisī forte bzw. nisī vērō (es sei denn, dass).
Numquam librum inveniēs, nisī forte in eum incidēs. – Du wirst das Buch
niemals finden, es sei denn du stößt zufällig darauf.
Nach Negationen und negativen Begriffen wird nisī (als verkürzter Bedinungssatz ohne
Verb) auch in der Bedeutung nur verwendet.
Nūllum librum nisī hunc ūnum inveniēs. – Du wirst nur dieses eine Buch
finden.
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sī maximē
sī iam |
In konzessiver Bedeutung werden nicht nur die bekannten Konjunktionen etsī und
etiamsī verwendet (siehe oben), sondern auch sī maximē (wenn wirklich, wenn auch noch so sehr)
und das seltenere sī iam (wenn schon, wenn denn einmal).
Librum nōn quaeram, sī maximē iubeās. – Ich werde das Buch nicht suchen,
auch wenn du es noch so sehr befiehlst.
Sī iam diū quaesīveris, librum meum nōndum invēnistī. – Wenn du auch schon lange gesucht hast, so hast du doch mein Buch noch nicht gefunden. |
sī quidem
quodsī |
Ursprünglich hatte sī quidem verstärkende oder einschränkende Funktion
(wenn doch einmal, wenn wenigstens) ähnlich wie sī modo. Mit Vorliebe wird es jedoch in kausaler
Bedeutung verwendet (da ja). Auch das aus einem relativischen Anschluss entstandene quodsī (wenn daher,
wenn also) stellt eine Verbindung zur vorhergehenden Aussage her und erhält dadurch oftmals eine kausale
Bedeutung.
Tuum est librum quaerere, sī quidem tū eum āmīsistī. – Es ist
deine Aufgabe das Buch zu suchen, da du es nunmal verloren hast.
Quodsī tū librum āmīsistī, eum quaerere tuum est. – Wenn also du das Buch verloren hast, ist es deine Aufgabe, es zu suchen. |
sī modo
sī vērō sī forte nēdum |
Einschränkende Bedingungssätze werden meistens mit sī modo (wenn nur)
eingeleitet und stehen gewöhnlich im Indikativ. Soll die vorausgehende Aussage nicht nur eingeschränkt,
sondern vollends aufgehoben werden, wird der Satz mit sī vērō eingeleitet (wenn wirklich, wenn
in Wahrheit). sī forte (wenn überhaupt) wird oft als Einschub ohne Verb gebraucht.
Certē librum inveniēs, sī modo quaerēs. – Du wirst das Buch gewiss
finden, wenn du nur danach suchst.
Tē diū librum quaesīvisse dīcis. Sī vērō quaesīvistī, cūr nōndum invēnistī? – Du sagst, dass du lange nach dem Buch gesucht hast. Wenn du wirklich gesucht hast, warum hast du es dann noch nicht gefunden? Nōn diū, sī forte, librum quaesīvisse vidēris. – Du scheinst das Buch, wenn überhaupt, (dann) nicht lange gesucht zu haben. Soll eine an sich schon negative Aussage noch weiter eingeschränkt werden, verwendet man
nēdum (geschweige denn dass). Sofern es überhaupt ein eigenes Verb bei sich hat, steht dieses im
Konjunktiv.
Librum nōn quaesīvī, nēdum invēnerim. – Ich habe das Buch nicht
gesucht, geschweige denn (dass ich es) gefunden (habe).
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dum (nē)
dummodo (nē) modo ut / nē |
Zur Einleitung von bedingten Wunschsätzen (wofern nur, wenn nur). Sie stehen im
Konjunktiv. Die Verneinung ist nē.
Quamdiū tibī quaerendum sit, nōn interest, dummodo librum inveniās. – Es
ist unwichtig, wie lange du suchen musst, solange du nur das Buch findest.
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quasī
tamquam sī ... |
Zur Einleitung von hypothetischen Vergleichssätzen (wie wenn, als ob) siehe
Kapitel 4.6.3.
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