Supinum I
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Als erstarrter Richtungsakkusativ steht das Supinum I fast nur nach Verben der
Bewegung, gelegentlich auch nach dare (geben) und Verben, die eine Bewegung hervorrufen (z.B. mittere
– schicken). Die enthaltene Handlung ist stets aktiv. Ergänzungen durch ein Akkusativobjekt sind
möglich, aber eher selten.
Lūsum in silvam eunt. – Sie gehen in den Wald, um zu spielen.
Lēgātōs mittunt auxilium rogātum. – Sie schicken Gesandte mit der Bitte um Hilfe. Veniunt spectātum et ut spectentur. – Sie kommen, um zu betrachten und um betrachtet zu werden. Außerdem wird das Supinum I dazu verwendet, um zusammen mit dem passiven Infintiv von
īre den Infinitiv Futur Passiv zu bilden. Dieser wird gelegentlich gebraucht, um im aci passive
Handlungen der Nachzeitigkeit auszudrücken:
Vōs laudātum īrī spērō. – Ich hoffe, dass ihr gelobt werden werdet / dass man euch loben wird.
Rēgīnam prōditum īrī prōvīsit. – Er sah voraus, dass man die Königin verraten würde. |
Supinum II
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Als erstarrter Dativ des Zwecks (nach anderer Auffassung als erstarrter Ablativ der
Beziehung) steht das Supinum II fast nur nach wertenden Adjektiven sowie bei den Redewendungen
fās est und nefās est (es ist Recht / Unrecht), seltener auch bei opus est (es ist nötig).
Die im Supinum enthaltene Handlung kann aktive oder passive Bedeutung haben. Ergänzungen durch Objekte
oder Adverbien sind nicht üblich, wohl aber Verbindungen mit Infinitivkonstruktionen oder indirekten
Fragesätzen.
Montem quendam facilem ascēnsū sciō. – Ich kenne da einen leicht zu erklimmenden Berg.
Vōs cantāre horribile audītū fuit. – Es war grauenvoll anzuhören, wie ihr gesungen habt. Quid fēceris, iūcundum narrātū est. – Es ist angenehm zu erzählen, was du getan hast. Quae in illō templō agāntur, nefās vīsū est. – Es ist gegen göttliches Recht mitanzusehen, was in jenem Tempel geschieht. |