Dativobjekt
|
Bei transitiven Verben als indirektes Objekt neben einem direkten (Akkusativ-)Objekt:
Puerō praemium dat. – Er gibt dem Jungen eine Belohnung.
Amīcae meae epistulam mittō. – Ich schicke meiner Freundin einen Brief. Bei intransitiven und einigen unpersönlichen Verben auch als alleiniges Objekt:
Tibī nocet. – Er schadet dir.
Cīvibus nostrīs prōsūmus. – Wir nützen unseren Mitbürgern. Mihī licet ... – Es ist mir erlaubt ... Mihī contingit ... – Es gelingt mir ... Bei einigen intransitiven Verben, die im Deutschen transitiv gebraucht werden:
favēre (tibī) – (dich) begünstigen
invidēre (tibī) – (dich) beneiden maledīcere (tibī) – (dich) beschimpfen, schmähen medēri (tibī) – (dich) heilen nūbere (virō) – (einen Mann) heiraten parcere (tibī) – (dich) schonen persuādēre (tibī) – (dich) überreden, überzeugen studēre (alicuī reī) – (etwas) eifrig betreiben |
dat. possessīvus
|
In Verbindung mit esse zur Anzeige von Besitz oder Zugehörigkeit: Mihī hic liber est. – Mir gehört dieses Buch.
Cicerōnī ūna fīlia fuit. – Cicero hatte eine Tochter. |
dat. commodī
|
Zur Bezeichnung der Person oder Sache, zu deren Gunsten oder Ungunsten etwas geschieht:
Nōbīs labōrāre iūcundum nōn est. – Für uns ist das
Arbeiten nicht angenehm.
Tū mihī molestus es. – Du bist mir lästig. Servus nōn sibī, sed dominō labōrat. – Ein Sklave arbeitet nicht für sich, sondern für seinen Herrn. Gelegentlich auch zur Beschreibung des örtlichen oder geistigen Standpunktes, von
dem aus etwas betrachtet oder beurteilt wird (dat. iūdicantis):
Gomphī est oppidum prīmum Thessaliae venientibus ab Ēpīrō – Gomphi
ist die erste Stadt in Thessalien für diejenigen, die von Epirus kommen / wenn man von Epirus kommt.
Tū mihī homō nōn es. – Du bist in meinen Augen kein Mensch. |
dat. ēthicus
|
Beschränkt auf die Personalia der 1. u. 2. Person; in der Umgangssprache als Ergänzung zu
Aufforderungen, Fragen oder Ausdrücken der Verwunderung, um die innere Anteilnahme anzuzeigen:
Tū mihī istīus audāciam dēfendis? – Und da verteidigst du mir
noch die Frechheit dieses Mannes?
Quid mihī Celsus agit? – Was macht mir denn so mein Celsus? At tibī repente paucīs post diēbus venit ad mē Canīnius! – Aber denk dir, da kommt doch plötzlich nach wenigen Tagen Caninius zu mir! |
dat. auctōris
|
Vor allem beim Gerundivum zur Angabe der handelnden Person:
Puellae nōbīs laudandae sunt. – Die Mädchen müssen von uns gelobt
werden.
Gelegentlich auch beim normalen Passiv, vor allem in der Dichtung:
Mihī cōnsilium captum iam diū est. – Ich habe schon lange den Beschluss gefasst.
Aenēās nullī cernitur. – Aeneas wird von niemandem bemerkt. |
dat. fīnālis
|
Zur Angabe des Zwecks, vor allem in Verbindung mit esse:
honōrī esse – zur Ehre gereichen
cūrae esse – am Herzen liegen ūsuī esse – nützlich sein In Ergänzung mit einem dat. commodi spricht man auch von esse mit dem doppelten Dativ:
Hoc praemium mihī honōrī est - Diese Auszeichnung gereicht mir zur Ehre.
Cui bonō (est)? – Wem gereicht die Sache zum Vorteil? / Wer hat ein Motiv für die Tat? Daneben auch bei Verben des Anrechnens (dare, tribuere, vertere):
vitiō dare – als Fehler anrechnen
crīminī dare – zum Vorwurf machen ignāviae tribuere – als Feigheit auslegen Bei anderen Verben nur in festen Redewendungen, insbes. im militärischen Bereich, z.B.:
auxiliō venīre – zur Hilfe kommen
receptuī canere – zum Rückzug blasen In Amtsbezeichnungen, v.a. bei Kollegien mit besonderer Funktion:
decemvirī lēgibus scrībundis – das Zehnmännerkollegium zur Abfassung von Gesetzen
trēsvirī aerī argentō aurō flandō feriundō – Münzprägekommission trēsvirī reī pūblicae cōnstituendae – Ausschuss zur Neuordnung des Staates |