Einfache Vokale und Diphthonge (Doppellaute)
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a, e, i, o, u, (y)
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Die einfachen Vokale können in kurzer und langer Form vorliegen. Kurze Vokale sind offen
auszusprechen, lange Vokale geschlossen, also ähnlich wie im Deutschen.
Das lateinische -i- ist eigentlich ein Halbvokal, der vor anderen Vokalen konsonantisch als -j- auszusprechen ist. Auch das -u- ist eigentlich nur eine mittelalterliche Schreibschriftvariante für den lateinischen Halbvokal -v-. Moderne Textausgaben und Lehrbücher verdeutlichen jedoch den Unterschied zwischen vokalischem -u- und konsonatischem -v- bereits in der Schreibweise. Das -y- (gesprochen -ü-) erscheint nur in griechischen Lehnwörtern. |
ae, au, ei, eu, oe, ui
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Diphthonge (Doppelllaute) gelten immer als lang.
Die Diphthonge -ae- und -oe- wurden zur Zeit Ciceros zumindest von der gebildeten Oberschicht -ai- und -oi- ausgesprochen. In England wird diese Aussprache des Lateinischen noch heute bevorzugt. In Deutschland hat sich dagegen die spätere Aussprache -ä- und -ö- als Schulaussprache eingebürgert. Der Diphthong -ei- sollte nicht wie im Deutschen -ai-, sondern als echtes -ei- gesprochen werden. Bei -eu- sollte man zwischen echten Diphthongen wie in ēheu (o weh!) und getrennt auszusprechenden Zusammensetzungen wie in neuter (= ne-uter, keiner von beiden) unterscheiden. |
Konsonanten
Nach der Stelle im Mund bzw. Rachenraum, an der der Laut gebildet wird, lassen sich die lateinischen Konsonanten in folgende Gruppen einteilen: |
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Labiale
Lippenlaute |
b, p, p(h)
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Verschlusslaute (Okklusive/Muta)
Das lateinische -c- wird in der heutigen Schulaussprache wieder als -k- gesprochen, was der antiken Aussprache bis etwa 400 n.Chr. entspricht. Erst danach erfolgte vor hellen Vokalen die Umwandlung in den Zischlaut -ts-, den wir heute mit dem Buchstaben -c- verbinden. Es ist daher nicht falsch, z.B. in lat. Kirchenliedern des 16. oder 17. Jh. -c- wie -ts- zu singen. Es gibt im Deutschen viele lateinische Fremdwörter, die wir zusammen mit ihrer spätantiken Aussprache übernommen haben. In lateinischen Kontexten sollte man diese Aussprache meiden. Das betrifft vor allem -ph- und -ch-, die als angehauchtes -p(h)- bzw. -k(h)- zu sprechen sind (also triump(h)us und sk(h)ola). Auch bei Wörtern wie nātiō sollte man die spätantike und eingedeutschte Aussprache "natsjo" meiden und -ti- wie ein ganz normales -t- plus -i- aussprechen. Die Labiovelare -gu- und -qu- wurden jeweils als ein einziger Laut (-gw-, -kw-) gesprochen und gelten auch in der Metrik als einfache Konsonanten. |
Dentale
Zahnlaute |
d, t, t(h)
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Gutturale/Tektale
Gaumenlaute |
g, k/c, c(h)
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Labiovelare
Lippengaumenlaute |
gu, qu
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Frikative
Reibelaute |
f, v, s, (z)
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Das lateinische -s- ist immer stimmlos.
Das lateinische -v- ist eigentlich ein Halbvokal (siehe oben zu -u-) und wurde wie das englische -w- in water ausgesprochen. In der deutschen Schul- aussprache wird es gewöhnlich wie deutsches -w- gesprochen. Das -z- (gesprochen -ds-) erscheint nur in griechischen Lehnwörtern. |
Aspirata
Hauchlaute |
h
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Vor allem am Wortanfang wurde -h- nur noch von der gebildeten Oberschicht gesprochen
und ist später bei vielen Wörtern ganz abgefallen (z.B. (h)arēna – Sand, Sandboden).
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Nasale
Nasenlaute |
m, n, ng
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Im Auslaut wurden die Nasale nur schwach gesprochen und eher als Nasalierung der vorhergehenden
Vokale empfunden. Auslautendes -n wurde daher meist gar nicht mehr geschrieben (z.B. regiō, Gen.
regiōnis), und in der Metrik werden die Endungen -am, -em, -im, -om und -um wie auslautende
Vokale behandelt.
Im Wortinnern finden wir solche Nasalierungen (wie im Deutschen) bei -ng- (z.B. longus – lang). |
Liquide
Fließlaute |
l, r
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Das lateinische -r- ist eigentlich als Zungenspitzen-R zu sprechen, bei dem die
Zungenspitze gerollt und hinter den oberen Schneidezähnen zum Vibrieren gebracht wird. In der Schule ist
aber auch die deutsche Aussprache als Zäpfchen-R erlaubt.
Für das lateinische -l- gab es zwei Aussprachevarianten. Beim palatalen -l-, das vor den hellen Vokalen -i- und -e- gesprochen wurde, wird die Zunge am vorderen Gaumen (palatum) angelegt, beim velaren -l-, das vor den dunklen Vokalen -a, -o- und -u- gesprochen wurde, weiter hinten am Gaumensegel (velum). In der Schulaussprache wird dieser Unterschied kaum beachtet. |