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Ralf Schuricht: Taratalla. Latein Grammatik, 2009 <www.taratalla.de>.

Grundbegriffe

Wortarten
Wortarten klassifizieren die dauerhaften Eigenschaften von Wörtern unabhängig von deren Funktion im Satz.
Eigenname
Claudia, Marcus, Goethe
(I.) Nomina können dekliniert werden.
Sie besitzen folgende drei Eigenschaften:
a) Kasus:
- Nominativ (wer?),
- Genetiv (wessen?),
- Dativ (wem?),
- Akkusativ (wen?),
- Lokativ (wo?/wann?),
- Separativ (von wo?),
- Instrumentalis (wodurch?),
- Vokativ (Rufkasus).
Im Lateinischen sind Lokativ, Separativ und Instrumentalis zum Ablativ zusammengefallen.
b) Numerus: Singular, Plural, (Dual).
c) Genus: Maskulinum, Femininum, Neutrum.
KNG-Kongruenz: Zusammenghörige Nomina (z.B. Adjektiv + Substantiv) stimmen in Kasus, Numerus und Genus überein.
Adjektive können gesteigert werden: Positiv, Komparativ, Superlativ.
Artikel: Im Lateinischen gibt es weder bestimmte noch unbestimmte Artikel.
Substantiv
Haus, Schiff, Klugheit
Artikel
- bestimmt
- unbestimmt

ein, eine
der, die, das
Adjektiv
klein, rot, klug
Pronomen
- personal
- possessiv
- reflexiv
- demonstrativ
- relativ
- interrogativ
- indefinit

ich, du, er, sie, es, wir, ihr
mein, dein, sein, unser
sich (selbst)
dieser, jener
der, welcher
wer?, wessen?, welcher?
irgendein, mancher
Numerale
- kardinal
- ordinal
- distributiv
- multiplikativ

eins, zwei, hundert
erster, zweiter, hundertster
je ein, je zwei, je hundert
einmal, zweimal, hundertmal
Verb
lachen, geben, sehen
(II.) Verben können konjugiert werden.
Finite Verbformen haben folgende gram. Eigenschaften:
- Person: 1. Pers., 2. Pers., 3. Pers.,
- Numerus: Singular, Plural,
- Tempus: Futur, Fut. II, Präs., Imperf., Perfekt, Plusquamperf.,
- Modus: Indikativ, Imperativ, Konjunktiv,
- Genus verbi: Aktiv, Passiv, (Medium).
Transitiv / intransitiv: Transitive Verben werden im Aktiv mit direktem Objekt konstruiert und bilden ein vollständiges Passiv. Intransitive Verben können bestenfalls ein unpersönliches Passiv bilden.
Infinitiv: nicht-konjugierte Grundformen des Verbs; zumindest teilweise wie Verbalsubstantiv behandelt.
Partizip: eigentlich ein deklinierbares Verbaladjektiv. Zeitverhältnis bei Infinitiven und Partizipien: vorzeitig, gleichzeitig oder nachzeitig.
Gerundium und Gerundivum: Verbalsubstantiv bzw. -adjektiv.
Adverb
heute, oft, sehr
(III.) Partikel sind unveränderlich, können also weder dekliniert noch konjugiert werden.
Adverbien geben die näheren Umstände zu einer Handlung oder einem Zustand an, beziehen sich also auf Verben und Adjektive.
Präpositionen verknüpfen Substantive mit Verben, im Deutschen auch mit anderen Substantiven.
Konjunktionen verknüpfen vorrangig Verben bzw. Handlungen und Teilsätze untereinander.
Beiordnung / Parataxe: Verknüpfung von zwei grammatikalisch gleichrangigen Handlungen.
Unterordnung / Hypotaxe: Unterordung einer Handlung als Nebensatz unter eine andere.
Präposition
auf, an, wegen
Konjunktion
- beiordnend
- unterordnend

und, oder, aber
weil, nachdem, wenn
Vergleichspartikel
als, wie
Fragepartikel
ob, etwa
Negation
nicht
Interjektion
aua!, o weh!
Satzteile
Satzteile klassifizieren die Funktionen, die Wörter oder Wortblöcke im Satz einnehmen können.
Subjekt
Der Gegenstand des Satzes, über den eine Aussage gemacht wird.
Bsp.: Der Hund bellt.
Auch Infinitive können als Subjekte fungieren: (Zu) bellen macht Spaß.
Prädikat
Aussage über das Subjekt des Satzes.
Bsp.: Der Hund bellt.
Prädikate bestehen entweder aus einer finiten Verbform oder sind zusammengesetzt aus Prädikatsnomen + Kopula (Hilfsverb).
Bsp.: Rufus ist groß, ... ist ein Hund, ... ist von guter Gesundheit.
Anm.: Der Begriff Prädikatsnomen wird nur noch in den Alten Sprachen verwendet. Die moderne Linguistik zählt diese Nomina zu den Prädikativa (siehe unten).
Objekt
Gegenstand, mit dem das Subjekt des Satzes etwas tut. Je nach Kasus wird unterschieden:
- Akk.-Obj.: Er küsste die Frau. (Wen?)
- Dat.-Obj.: Er gab dieser Frau einen Kuss. (Wem?)
- Gen.-Obj.: Er gedachte dieser Frau. (Wessen?)
- präp. Obj.: Er dachte an diese Frau. (An wen?)
Im klass. Latein gibt es keine präpositionalen Objekte, dafür aber Ablativobjekte.
Attribut
Beifügung zu einem Nomen im Satz, egal welche Funktion dieses Nomen hat. Je nach Wortart wird unterschieden:
- Apposition (substantivisch): Er wurde von Rufus, unserem Hund, gebissen.
- adjekt. Attribut: Ich sehe einen großen Hund.
- Genetivattribut: Der Hund des Nachbarn bellt.
- präp. Attribut: Siehst du den Hund an der Tür?
Adverbial-
bestimmung
Bestimmung der näheren Umstände einer Handlung.
- lokal (Ort): Der Hund bellt im Garten.
- temporal (Zeit): ... nachts.
- modal (Art und Weise): ... laut.
- kausal (Grund): ... wegen einer Katze.
- konzessiv (Gegengrund): ... trotz Verbot.
- final (Zweck): ... zur Abwehr von Dieben.
- konsekutiv (Folge): ... zum Davonlaufen. (Keine Absicht!)
- konditional (Bedingung): ... bei Gefahr.
Modalbestimmungen können noch weiter ausdifferenziert werden, z.B. in Best. der Begleitung oder des Mittels.
Auch Orts- und Zeitangaben können weiter ausdifferenziert werden, z.B. in Best. der Richtung, der Herkunft oder der zeitl. Dauer.
Beim Passiv kommt oft hinzu die Best. des Urhebers: Er wurde vom Hund gebissen.
Prädikativum
Nominale Ergänzung, die sich zugleich auf das Prädikat als auch auf ein Nomen im Satz bezieht. Diesem Nomen wird anders als beim Attribut und beim Prädikatsnomen keine dauerhafte Eigenschaft zugewiesen, sondern eine, die nur in Verbindung mit dem Prädikat gültig ist.
Bsp.: Diese Germanen kamen nicht gut gelaunt, sondern als Feinde nach Italien. Die Römer nannten sie dennoch Freunde und versuchten sie zu Verbündeten zu machen.
Vgl. die dauerhafte Eigenschaft bei einer Konstruktion mit Prädikatsnomen (Diese Germanen sind Feinde.) oder Attribut (Diese feindlichen Germanen kamen nach Italien).
Anm.: Die Unterscheidung zwischen Prädikatsnomen und Prädikativum ist nur noch in den Alten Sprachen verbreitet. Die moderne Linguistik kennt nur noch Prädikativa.
© 2009 R. Schuricht <www.taratalla.de>